Geld, Geldverkehr und Lebensstil

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OldschoolRP

53, Männlich

Beiträge: 167

Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von OldschoolRP am 11.03.2016 11:24

Moin alle zusammen.

Ich hab mal ne frage, wie ihr das mit dem Geld im Rollenspiel regelt.

Dazu möchte ich zuerst mal anmerken, was mir in den ganzen streams aufgefallen ist, die ich mir angesehen habe.

Mit dem Geld der Charaktere wird im allermeisten Fall sehr genau umgegangen. Jeder Dollar oder NuYen wird pfleglich aufgeschrieben und ausgegeben. Das ist im Grunde sehr löblich. Aber meiner bescheidenen Meinung nach extrem unrealistisch.
Ich komme zu dem Gedanken, weil, würde man jeden Tag ausspielen, dann könnten die Charaktere gar nicht so viel Geld verdienen, wie sie allein für den Lebensunterhalt ausgeben müssten. Hier nen Dollar für nen burger. Da nen Drink. Hier ein Essen - Trinkgeld nicht vergessen. Dann darf man gar nicht erst an die Kohle für nen Kontaktmann oder ne Bestechung denken.

Wenn die Charaktere so viel Geld bei ihren Aufträgen verdienen würden, wie so ein blöder Kontaktmann für ne kleine Infos meistens bekommt, dann wären sie ziemlich reich.


Im Grunde gibt es ja 2 charaktergrupper: die, die für ein Abenteuer zusammenfinden und die längerfristigen Kampagnen.

In der ersten Gruppe halte ich das penible nachhalten der Kohle für völlig unnötig. In einem one-Shot sollte es um die Story gehen. Geradeaus! Story und charakterisier. Keine unnötige Zeit verplempern, was ein scheiss Hotdog an nem stand kostet oder wie ne Speisekarte so aussieht und dann erst mal lange entscheiden, was man denn isst, weil man dran denken muss, was man sich leisten kann. Und vielleicht am nächsten Tag ja auch noch essen muss.
Klar muss man Sonderausgaben für Ausrüstung und sonst noch gehaltvollem Kram nachhalten, aber "leben" sollte ohne große Bedenken nebenherlaufen. Nach dem Abenteuer ist die Sache ja eh vorbei.
Lieber Fokus auf gutes Spiel legen.

Bei der zweiten Gruppe ist das ja schon was anderes. In einer Kampagne geht es ja mehr um das Leben der Charaktere. Aber da benutzen die meisten Systeme einen Obulus für den Lebensstil. Dieser soll monatlich simulieren, was der Charakter - außerhalb des Abenteuers - so ausgibt. Jetzt kommt aber das fatale: meist zu Beginn oder am Ende des Monats ziehen sich die Charaktere brav die Kohle für den Lebensstil ab. Dann kommt das Abenteuer und ab dann wird jeder Schritt kontrolliert dokumentiert. Jedes essen und trinken, jeder Kleinkram wird brav bezahlt. Wenn man jetzt noch den Lebensstil dazurechnet, dann zahlt man doppelt.

Versteht mich jetzt bitte nicht falsch.....ich will keine reichen Charaktere produzieren! Auf gar keinen Fall!
Ich LIEBE arme Charaktere! Ich bin ja eher ein low-power-Gamer. Ich halte es mit einem (ich glaube aus einer älteren DSA Publikation) Spruch: "lieber einen alten, erfahrenen, aber völlig abgebrannten Helden spielen, der zähneknirschend einen für seinen Stand völlig unterbezahlten Auftrag annehmen muss, als einen der satt und reich ist und nur aus Spaß Aufträge annimmt."

Ich hab für meine Gruppe die Idee, den Lebensstil als Grundlage zu nehmen. Jeden Monat wird das Geld abgezogen. Also müssen die Helden dafür sorgen, dass sie diese Kohle zusammen bekommen.
Im Lebensstil sind alle Sachen enthalten, die man eben im Monat so ALLGEMEIN mal macht. Nahrung kaufen, mal essen gehen, mal jemanden zum Essen einladen, Kleidung kaufen, Kinobesuche. Einfach LEBEN. Auch während des Abenteuers wird diese Kohle nicht extra abgezogen.

Ist doch egal, wer die scheiss Rechnung im - angemessenen - Restaurant bezahlt oder wer im Supermarkt für 4 Tage Nahrungsmittel einkauft. Alle haben ihren Lebensstil bezahlt und das ermöglicht Ihnen, den Alltag zu meistern. Natürlich muss der Preis des Lebensstils vernünftig sein - bei meinem spielstil lieber etwas zu hoch, als zu niedrig.

Sonderausgaben werden natürlich weiterhin verbucht. Waffen sind nicht Alltag. Eine komplette Winterausrüstung oder eine teures Kleidungsstück auch nicht. Jemanden beeindrucken, indem man weit über seinen Stil aus essen geht, das ist auch was besonderes.

Das halte ich für fair gegenüber den Spielern. Das halte ich für eine Vereinfachung des Spielleiters. Das halte ich für eine extreme Beschleunigung des Spiels. Das ist vielleicht etwas Einbuße an charkterspiel oder das ausspielen vom Charakterleben - aber ich glaube, dass der Gewinn für die Gruppe (und auch für den Stream und die Zuschauer) echt hoch ist.


Wie seht ihr das?

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Azradamus

35, Männlich

Beiträge: 2480

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von Azradamus am 11.03.2016 12:17

Schoenes Thema.
Shadowrun macht das schon seit Ewigkeiten so. Genau das von dir Beschriebene umfasst der Lebensstil.
Toilettenreiniger, der Burger um die Ecke, das Trinkgeld fuer Lolita Luder wird nicht weiter notiert, der Ausruestungskauf in der Weapon's Mall schon, der Zuschuss fuer Kontakte bei prekaeren anliegen.

Finde ich sehr sinnvoll und angebracht, auch wenn wir dss ab und an auf Spielerwunsch auch anders abhandeln.
 

»If they give you ruled paper, write the other way.«
Juan Ramón Jiménez

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DerSonntags...
Gelöschter Benutzer

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von DerSonntagsHeld am 11.03.2016 12:42

Ich stimme mit Dir überein.
In Oneshots ist es völlig unnötig auf Finanzen zu achten - aber es ist wichtig zu wissen, wieviel der Charakter gerade hat.
In Kampagnen und bei fortwährend gespielten Charakteren halte ich das für nötig und auch die Verrechnung von Lebensunterhaltkosten. Sonst könnte man sich auch den Teil mit der Belohnung, dem Loot und dem generellen Finanzbesitz lassen.

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Lauri7x3

32, Männlich

Beiträge: 268

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von Lauri7x3 am 11.03.2016 14:34

vor allem in fantasy kampagnen wird es sehr schnell nebensächlich meiner meinung.
ob ich nun die 1-2 gold, die ich am tag für selbstunterhalt ausgebe oder nicht, kann meinem portemonaie mit mehrerenden tausend gold völlig egal sein.
ausserdem haben die meisten gms mehr damit zu tun, das spiel am laufne zu halten, als jedem spieler wegen jedem scheiß das geld aus der tasche zu ziehen.

in spielen wie cthulu macht es auch keinen unterschied, da die meisten char einen job haben und sich sowieso nie was kaufen (rp mäßig gesehen).

ich glaube das ist einfach viel zu müßig und zu viel des "realismus"

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OldschoolRP

53, Männlich

Beiträge: 167

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von OldschoolRP am 11.03.2016 15:51

Bin ein bissl froh, dass ihr das schon mal so seht wie ich. Bleibt aber die Frage, warum es dann doch so oft gemacht wird. Als Beispiel hab ich plüschgranate (victory Road - nicht hier im nerdpol glaub ich) und die sendungmitdemhenrik (seine beiden cthulhu Staffeln - auch glaub ich nicht hier) und Koali in der cthulhu now runde (war aber nur in einer Szene - soweit ich das noch weiß) im Kopf.

Gibt's denn hier nen Befürworter der recht genauen Buchführung?

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DerSonntags...
Gelöschter Benutzer

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von DerSonntagsHeld am 11.03.2016 17:34

Ja, ees gibt Buchhaltungsbefürworter.
Mich, wie ich in meinem Beitrag schrieb. Aber man kann natürlich auch nach dem ersten Satz mit dem Lesen aufhören. 

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OldschoolRP

53, Männlich

Beiträge: 167

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von OldschoolRP am 11.03.2016 19:09

Ich hab das schon gelesen. Aber selbst bei mehrmaligem nachlesen würde ich aus deinem Text eher meine, etwas lockere und eben durch die Lebensstil-Regelung abgedeckte Art und weise ableiten. Und eben nicht die akribisch jeden-Euro-einzeln-berechnete Art und weise.

Unterstützt wird die Annahme durch den ersten Satz.

Aber wenns anders ist, dann ist das ja auch ok und nun geklärt.

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Lorion

50, Männlich

Beiträge: 309

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von Lorion am 11.03.2016 19:21

Ich finde es ist auch teilweise Situationsabhängig.
Genaue Buchführung ist lästig, aber wenn bei den Einnahmen um jedes bisschen gefeilscht wird, jeder Gegner der Loot ausgepresst wird und Zufallsbegegnungen ausgeraubt werden, dann sollte man auch mit aller Strenge die Ausgaben überwachen und einfordern. Bei zu viel sparen z.B. mit verdorbenem Essen "belohnen", die dann eine unruhige Nacht beschert (und natürlich die Regeneration verhindert...).
Aber hier ist es auch notwendig, dass es dann alle Spieler genau nehmen mit der Buchführung (sofern nicht eine Gruppenkasse geführt wird oder der Meister das übernimmt).

Nur weil was nicht abgestrichen wird, kann ja immer noch der Wirt rollenspieltechnisch bezahlt werden. Wenn in dem Lebensstil enthalten ist, der Bettler ein Almosen erhalten. Je nach System und Vereinbarungen in der Runde kann man das flexibel handhaben.
Hier besteht dann die Gefahr, dass manche sich benachteiligt fühlen, wenn einer viel "geschenkt" bekommt und der andere (evtl sogar passend zum Charakter) am Hungertuch knabbert.

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DerSonntags...
Gelöschter Benutzer

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von DerSonntagsHeld am 11.03.2016 20:23

Dann hast Du leider eine sehr egointerpretative Leseweise.
Hier nochmals der Teil zur Buchhaltung ... nur markiert nicht geändert.


In Oneshots ist es völlig unnötig [...]

In Kampagnen und bei fortwährend gespielten Charakteren halte ich das für nötig und auch die Verrechnung von Lebensunterhaltkosten. Sonst könnte man sich auch den Teil mit der Belohnung, dem Loot und dem generellen Finanzbesitz lassen.



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OldschoolRP

53, Männlich

Beiträge: 167

Re: Geld, Geldverkehr und Lebensstil

von OldschoolRP am 11.03.2016 21:20

Schön, dass du es nochmal genau darlegst. ich hab doch schon zugegeben, dass ich das wohl falsch gelesen und verstanden habe.
Ich halte den markierten Punkt mit der Verrechnung immer noch für interpretatiönsfähig.

Aber du hast es ja jetzt sehr klar nochmal dargelegt. Wäre schön, wenn dies jetzt zu genüge geklärt ist.

Sollte ja eigentlich eine gehaltvolle Diskussion werden.

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