Gläubige Charaktere

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Mandavar

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Posts: 166

Re: Gläubige Charaktere

from Mandavar on 10/13/2014 03:31 PM

Zunächst möchte ich meinen Vorrednern beipflichten. Ein "Aventurier", hier bezogen auf zwölfgöttergläubige Kulturen, wird genauso wenig "die Götter interessieren mich nicht" sagen, wie ein moderner Westlicher Mensch auf der Erde Strom verleugnet oder sich davon abwendet. Dabei handelt es sich einfach um Dinge die dazu gehören.

Und das mit den Segnungen habe ich glaube ich nicht deutlich machen können. Ich meinte über entsprechende Segnungen ist der zwölfgötterglaube fest in aventurischer Kultur verankert. Kinder werden entsprechend getauft und beerdigt. Statt sie zu Impfen wird ein Segen gesprochen, statt Antibiotika im Futter erhält Vieh einen Segen, statt Insektizide zu versprühen wird ein Segen genutzt. Erdbebenfugen/Schwellen und dergleichen werden durch Segen überflüssig gemacht ...
Es gibt so viele Bereiche des täglichen aventurischen Lebens, die von den Zwölfen durchdrungen sind, dass dadurch eine Kultur und ein Leben ermöglicht wird, dass unsere heutigen technischen Möglichkeiten deutlich übersteigt. Und wer glaubt schon nicht an Handys, Strom, Supermärkte oder Medizin?

Ich glaube schon, dass zum Spielen von Geweihten, genau wie beim Spielen von Rittern/Kriegern, von Magiern oder Adligen ein gewisser Verhaltenskodex dazu gehört. Bei all diesen Gruppen handelt es sich um Subkulturen die in ihrem Verhalten und in ihren Wertevorstellungen von dem Großteil der Bevölkerung abweichen.

Wie soll man Menschen, die nicht mehrere Jahre lang entsprechend erzogen worden sind und auf eine bestimmte Art und Weise gelebt haben dies begreiflich machen, wenn nicht mit einer Liste von Geboten und Tabus? Ich denke nicht, dass ein Tsa-Geweihter oder besser noch ein Rondra Geweihter denkt: "Nein, dass kann ich so nicht machen, es würde meiner Gottheit nicht gefallen." Für mich ist das unsere Art zu denken, gewissermaßen aufgesetzt. Der Rondra-Geweihte wird wie von selbst auf eine rondragefällige Art und Weise an die Probleme herangehen.

Die Erfahrung auf einem Geburtstag hat mir dies ganz eindeutig demonstriert. Mit der folgenden Zahlenreihe dürfte man wohl 90 bis 95 % aller Mathematiker, die sie noch nicht kennen, einwandfrei an ihrer Unfähigkeit sie richtig fortzusetzen erkennen.

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Durch gewisse Tätigkeiten und Lebensweisen wird unsere Art zu denken und damit auch unser Handeln beeinflusst. Genau das dürfte bei Geweihten und anderen Klassen der Fall sein. Zumal die wenigsten Gebote der Zwölfgötterkulte auf den ersten Blick Konflikte mit unseren Instinkten hervorrufen.
 

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koali

45, male

Posts: 3723

Re: Gläubige Charaktere

from koali on 10/13/2014 12:40 PM

Ich würde Glauben nicht an Liturgien oder Segnungen festmachen.

Glauben kann etwas viel tieferes sein... und grade in Aventurien, wo es eben doch offensichtliche BEWEISE für Götterwirken gibt müsste der Glauben sehr stark ausgeprägt sein.
Ich glaube viele Spieler/innen verbleiben lieber in ihrem "irdischen" Götterdenken, weil es schwer ist sich von seinem eigenen gewohnten "Nichtglauben" zu trennen.
Hab ich schon oft erlebet, dass Spieler/innen sehr häufig zu einem Kirchenfernen Chara neigen in DSA und dass auch in vielen Abenteuern die Kirchen der 12 Götterkirchen schlecht weg kommt.

Gläubige Charaktäre gehören daher für mich zu den erlebten Exoten in der DSA Welt.
Öfter sieht man mal einen Phexgeweihten, da der nicht sonderlich eingebunden sein muss in seine Kirchenarbeit. Mal sieht man den Rondrageweihten als Krieger +X für die, denen der Krieger zu langweilig ist.

Auch habe ich schon den Avesgeweihten erlebt, auf seiner Reise durch die Lande, doch so richtiog unterschieden von einem Streuner hat er sich auch nicht.

Die Frage ist ja, wie stellt man das Extra des Dieners eines Gottes richtig dar. Muss man ihm einen verzwickten Moralkodex auferlegen, damit es sich bemerkbar macht, dass es ein Geweihter ist? Muss der Geweihte mit Wundern um sich schmeißen, damit es bemerkbar ist? Muss jeder Tza Geweihte ein Pazifist sein, damit man ihm den Götterdienst abnimmt?

Die Antwort ist denke ich Ja und Nein, denn man hat schon bestimmte erwartungen an die Charas, die einen Geweihten spielen. Dennoch enden sie nicht häufig als normal Held auf der Straße mit den anderen, weil sie eben auch normale Menschen bzw Helden sind. Die einfach nur eine tiefe verbindung zu ihrem Glauben haben und dafür sogar gewisse Macht von ihren Göttern bekommen.

In DSA 5 könnte ich mir sogar vorstellen, dass die Geweihtenanzahl exponenziell ansteigt unter der Spielerschaft, weil die Karmalregeln vereinfacht wurden und nun das wirklen von Segnungen und Wundern ähnlich ist wie das Zaubern.  So dass es für den Spieler einfacher ist.

Was mir auch auffällt am Tisch ist, dass es häufig für Spieler dazugehört den Glauben ihres Charas durch Verbote zu kennzeichnen.
Praios mag dies nicht, Rahja würde so handeln. Mein Tza Geweihter darf nicht kämpfen. Das mag durch die Regeln ein klein wenig unterstützt werden, allerdings halte ich das für eine nicht zu unterschätzende Problematik. Ein Glaube, der auf Verboten aufbaut ist ein leichter Glaube weil er sich einfach gegen anderes abgrenzt, dennoch finde ich bleibt er oberflächlich. Einem gläubigen Charakter sollte man weniger eine Liste an Verboten und Geboten mit auf den Heldenweg geben, sondern eher ein paar kleine Erlebnisse, die ihn mit seinem Gott oder seiner Göttin verbinden. Die die beiden zusammenschweißen. Ereignisse in denen er gemerkt hat, dass ihm sein Gott wichtig ist. Evtl ein bekehrungserlebnis. Oder in Aventurien sicher nicht ungewöhlich eine Theophanie.
Ein fester Glaube wird mMn immer dazu führen, dass sich der Abenteuerer fast automatisch Gottgefällig verhält auch ohne eine lIste von Ge- und Verboten zu befolgen, was oft auch die Dilemmata der Helden die einem Gott folgen verringern kann.

Wie bei anderen Heldenklassen gilt auch beim Glaubigen Chara ... sei kreativ, und mach diesen Teil des Charas genauso lebhaft wie andere aspekte. Denn wenn du dich entschieden hast ihn ins Charakonzept zu packen, ist er ein Teil des Charas und nicht ein + damit du Boni bekommst oder dich gegen andere Abgrenzen kannst.




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Mandavar

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Re: Gläubige Charaktere

from Mandavar on 10/13/2014 09:13 AM

Ein sehr schöner Beitrag Tschernabog, dem kann ich nur beipflichten.

Ein Blick auf die Liturgien der verschiedenen Geweihten kann das ganze sogar noch verstärken. Natürlich können und würden sie diese nicht Tag ein Tag aus nutzen, um ständig jedem zu helfen und hier und da werde sie eingesetzt werden. Die meisten von ihnen sind nicht besonders spektakulär aber ermöglichen ein Leben in Aventurien, dass deutlich "über" dem  unseres Mittelalters steht. Für einen Helden mag sowas wie ein Saatsegen oder ein Haussegen und generell der Glaube an Götter wie Peraine, Travia und Tsa nicht besonders spannend sein, aber für das einfache Volk, und die Gesellschaft als Ganzes steckt da eine unglaubliche Macht hinter. Der Segen einer/s Rahjageweihten ...

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Tchernabog

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Re: Gläubige Charaktere

from Tchernabog on 10/12/2014 11:51 PM

Da sind meine Helden und allgemein die aventurischen Kulturen sehr verschieden.
Was bei allen meinen Helden gemein ist, ist dass jeder natürlich weiß dass die Götter existieren und sie gehen erstmal davon aus dass die Dämonen im Gegenteil das Böse sind.
Auch gibt es eine gewisse Hemmschwelle wenn ein Held drauf und dran ist den Geboten der Götter zuwieder zu handeln. Wie weit er sich darüber hinweg setzt ist dann wieder unterschiedlich.

Ich zähle mal ein paar Punkte auf die für mich wichtig sind, aber nicht übergreifend bei allen meinen Helden gleichstark auftreten.

Geweihte sind erst einmal Respektspersonen, sei es weil der einzelne Geweihte eine starke Persönlichkeit hat oder schlicht weil der Geweihte gutes für die Menschen tut. Wenn dann ein Geweihter durch seine Taten etwas tut was dem wiederspricht, dann ist das geradezu ein erschütterndes Verhalten (außer bei Phex und Firun, bei denen erwartet man nichts anderes).

Tempel werden besucht um dort zu beten, zu opfern, zu danken oder etwas zu erbitten. Gerade wenn etwas wichtiges die Helden bewegt finde ich das passend: Efferd vor einer Seereise oder Firun vor einer Reise in den hohen Norden um Beistand bitten, im Borontempel beten nachdem man die Schrecken der Warunkei erlebt hat, Rahja bei Liebeskummer aufsuchen usw.
In diesem Zusammenhang ist auch zu bedenken dass ein Zwölfgöttergläubiger auch tatsächlich an alle Zwölf glaubt, auch wenn ihm manche näher stehen als andere.

Ich würde auch die Götter immer in die Sprache der Helden einfließen lassen: "Travia sei Dank für dieses Mahl!" "Mit dem Stahl für Rondra!" "Ein wahrhaft Ingerimm gefälliges Werk." "Möge Boron deinen Schlaf behüten." "Bist du endgültig von Hesinde verlassen?"
Das gehört für mein Aventurienbild einfach dazu.

Es gibt auch keinen Grund seinen Glauben geheim zu halten wenn man nicht gerade Phexensjünger ist oder in den schwarzen Landen. Ein Krieger darf auch gerne laut damit prahlen dass er eines Tages an Rondras Tafel sitzen wird.

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Poelle

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Re: Gläubige Charaktere

from Poelle on 10/12/2014 11:37 PM

Word!

Wie spielst du das denn praktisch aus? Hast du bestimmte Elemente, die bei deinem oder gar deinen Helden immer wieder auftauchen? Gebete, Tempelbesuche, bestimmte göttergefällige Handlungen?

Schau doch mal vorbei!

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Tchernabog

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Re: Gläubige Charaktere

from Tchernabog on 10/12/2014 03:07 PM

Ich denke in Aventurien ist es schwer zu erklären wie jemand nicht gläubig sein kann.
Die Götter bzw. deren Geweihten begleiten den Aventurier durch sein ganzes Leben und sind in der Theorie immer für ihn da wenn er Rat braucht, also ganz ähnlich wie die Kirche im irdischen Mittelalter, Im Vergleich zu dieser sind die Geweihten aber näher an den aktuellen Bedürfnissen der Gläubigen (weil sie nicht hauptsächlich Angst vor der Hölle machen) und auch die Götter (zumindest die einzelnen mit Bedeutung für den jeweiligen Menschen) viel lebensnäher und ich würde sagen greifbarer.
Als Held oder Durchschnittsbürger mit falschem Wohnort hat man zusätzlich noch die schreckliche Alternative ständig vor Augen.

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Matze

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Re: Gläubige Charaktere

from Matze on 09/21/2014 07:46 PM

Grundsätzlich richtig, aber Alverans Götter sind als karmaspendende Entitäten schon recht "exklusiv" (mit welchem Namen auch immer sie gerade verehrt werden), mit wenigen Ausnahmen. Andere Kulte existieren zwar, sind gelegentlich auch Konkurrenten der Zwölf, aber zumeist recht machtlos... Zudem sind diese Zwölf auch untereinander kaum Konkurrenten (zumindest aktuell, geschichtlich gab es auch Sachen wie den Theaterorden, aber solche Sachen sind eben auch schon was her). Ein bisschen mehr Konkurrenzdenken innerhalb dieser Zwölferordnung oder auch die Möglichkeit als Gott aus dem Zwölferreigen rauszufliegen und ersetzt zu werden, würden "Würze" zum Spiel geben, die ich gern sehen würde.... Es ist mir einfach zuviel Frieden im Götterhimmel! ;)

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Poelle

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Re: Gläubige Charaktere

from Poelle on 09/21/2014 04:47 PM

Naja, aber eigentlich habe ich das bislang gerade immer so verstanden. Das Zwölfer-Pantheon ist doch nicht unbedingt immer gesetzt. Gerade die alten Echsengottheiten Tsa, Hesinde, etc. sind doch eigentlich flexibel genug, auch andere Glaubensrichtungen, in denen sie vorkommen, zu tolerieren.
Der Hintergrund zu Fasar spielt ja auch auf eine gewisse Menge an Kulten an, die alten tulamidischen Göttern huldigen. Nur ist da recht wenig vom Regelwerk und offiziellem Hintergrund her festgelegt (was bei DSA durchaus irgendwie ungewohnt ist )

Schau doch mal vorbei!

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Matze

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Re: Gläubige Charaktere

from Matze on 09/20/2014 10:40 PM

Aventurier habe es in einer Hinsicht echt gut... Sie müssen sich nicht fragen, OB es die Götter gibt! Das kann als bewiesen gelten. Wenn nun also solche Wesen durch die Welt (zumindest gelegentlich) wandeln, stellt sich allenfalls die Frage, ob man diesen Wesen huldigen muss/sollte....

Ich habe Charaktere verschiedenster Ansicht zu dem Thema gespielt. Von glühenden Anhängern, die Musterexemplare eines Eiferers darstellten oder aber auch verzweifelt für einen Verstoss gegen eine Glaubensvorschrift Buße tun wollten, über enttäuschte Anhänger, die mit den Göttern hadern, bis hin zu neutralen, sozusagen an Göttern und ihrem Wirken desinteressierten Charakteren.

Das Prinzip Glauben kann eine super Triebfeder für Handlungen von (N)SC´s sein. Leicht kann man Spannungsfelder aufbauen und deswegen prima Geschichten damit spinnen. Sei es eine Geschichte a la "vom Saulus zum Paulus" (hartgesottener Söldner ohne Glaube entdeckt Kor oder Rondra), oder auch "Von Paulus zu Saulus und wieder zurück" (Bannstrahler gerät in heftige Zweifel an Praios aufgrund eines mächtigen Inquisitors, der ein rigoroser Hexenjäger ist und kann erst durch einen gemäßigten Praioten, den er z. B. auf der Quanionsqueste begleitet, wieder zum Glauben zurückfinden). Interessant könnte auch die Rolle eines gefestigten Missionars (Orden des Wahren Glaubens?) sein, der z. B. im Regengebirge bei einem Stamm Waldmenschen Aufnahme findet, dann aber der Macht Kamaluqs und der Schamanen begegnet.

Aventurien hat mit Alveran (leider) so etwas wie die "Oberliga" (Champions-League? wie auch immer!) der Götter festgelegt... Ehrlich gesagt fände ich es viel interessanter, wenn die 12-Götter nicht so ein "Beste-Freunde-Club" wären... Vielleicht würden Hesinde und Tsa viel lieber einen echsischen Pantheon an der Spitze sehen und intrigieren vielleicht gegen diesen "Mungo-Gott Phex (Feqz?)? Jedenfalls wäre das interessanter als diese Harmonie! ;)

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Arichmonde

31, male

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Re: Gläubige Charaktere

from Arichmonde on 09/20/2014 10:02 PM

Als Spieler hab ich noch nicht wirklich viel Erfahrung, aber ich versuche als Meister immer Götter und Glauben einzubauen, manchmal dadurch das einfache Leute Sätze wie "Praios sein Dank" einfließen lassen oder das sie mit einem Geweihten zu tun haben der dann gerne mal ein bisschen mehr erzählt. Außerdem achte ich immer darauf, das göttergefälliges Handeln eine Auwirkung auf das Spiel hat, das die Helden also zum Beispiel wenn sie vor Antritt einer Reise in einem Tempel des Aves beten (und natürlich auch spenden) einen besonders guten Rastplatz finden, allerdings muss man da ein bisschen aufpassen damit die Götter nicht zu besseren Händlern verkommen.
Leider gibt es in Wege der Götter nicht mehr so viele inneraventurisch gehaltene Texte, in Die Götter des Schwarzen Auges stehen noch einige mehr, allerdings ist das schon recht alt und ich weis nicht ob das noch irgendwo zu bekommen ist. Wenn man sich für einen Gott im speziellen interessiert gibt es da noch die Vademekums, leider aber nicht zu jedem Gott.
Die Idee mit den abgeänderten Texten aus unserer Welt finde ich ziemlich gut, meine Gruppe muss bald in einen Hesindetempel, ich bin schon gespannt wie das ankommt.

"Adults are just obsolete children and the hell with them."-Dr. Seuss

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